Peter Petrel und Jazz Lips begeistern das Publikum

Ein historisches Event für Jazzfreunde

Jazz Lips und Peter PetrelAm Samstag, 07.11.2015, trafen sich in Burgdorfs ehemaliger Discothek Peter Petrel (74) und Peter „Banjo“ Meyer (71), zwei prominente Stars der alte Hamburger Scene, die vor 40 Jahren Onkel Pö’s Carnegie Hall unsicher machten. Hier gründete Petrel mit dem dicken Willem (häufig Gast bei Hermann Hoffmann im Studio in Burgdorf) die berühmte „Rentnerband“, aus der viele spätere Stars hervorgingen – wie Prof. Gottfried Böttger, der am 22.04.2016 im Fachwerkhaus Lehrte gastiert.

Auch Petrel, der mit „How do you do“ als Teil des Duos Windows einen Millionenerfolg landete, kam zu Plattenaufnahme mehrfach in Hoffmanns Studio. Meyers »Jazz Lips« waren damals eine bundesweite Attraktion. Auch mit „Meyer’s Dampfkapelle“ feierte die „Legende unter den deutschen Musikern des traditionellen Jazz“ Triumphe.
Die Jazz Lips mussten wegen Krankheit mit „Ersatz“ auftreten. Dieser war aber von ganz besonderer Qualität: Thomas l’Etienne (cl, s), in der New-Orleans-Jazzscene weltweit geachteter Arrangeur und Musiker, sowie Gregor Kilian (p) und Torsten Maaß (tp). Zum Stamm gehören Hendrik-Jan Tjeerdsma (tuba), Norbert Wicklein (dr), dem die Fußmaschine brach und von Wulf-Rainer Romboy mit Ersatz geholfen wurde, sowie Jan Hauke Strebel (50), der sich seit 40(!) Jahren der Posaune verschrieben hat.
Peter Meyer bewies an diesem denkwürdigen Abend einmal mehr, dass man eine älter werdende Band durch stilistische Anleihen beim Jump ’n’ Jive, bei der groovenden Brassband-Musik des heutigen New Orleans, beim Swing oder beim kreolischen Martinique-Jazz und mit einer sensiblen Verjüngung der Band aktuell halten kann.
Stargast Peter Petrel zeigte sich nach langer Krankheit in alter Frische und sang mit weichgespülter Jazzstimme Evergreens wie „Bourbon Street Parade“, „Way Down Yonder in New Orleans“, „“Flip, Flop and Fly“ und „When the Saints Go Marching In“. Das überwiegend fachkundige Publikum im überfüllten Black Horse mit zahlreichen Muckern bedankte sich mit stehenden Ovationen und forderte Zugaben. Doch Gregor Kilian musste noch nachts um 0:15 Uhr beim Jazzfestival Göttingen auftreten und Banjo-Meyer war zu einem Jazzfrühschoppen in Hamburg verpflichtet.
Meyer beschloss den Abend gegen 23 Uhr rührend mit „Bye-bye, my Roseanna“ und humorvoll mit einer abgewandelten Weißheit: „Wo immer ihr hingeht, dort werdet ihr sein.“ Die Musiker bedankten sich für den wundervollen Abend und hofften, dass der Burgdorfer Jazzclub in Zeiten des Clubsterbens weiter so aktiv bleiben möge. Ein weit angereister Gast: „Das war ein historisches Event“.