EMA-Tonstudio von Ernst Matthaei ist Zeitzeuge der kreativen und wilden 70er !
Burgdorf/Schillerslage. Ende 2014 verstarb der Spargelzüchter und Amateurfunker Ernst Matthaei im Alter von 82 Jahren. Auf dem abseits der Schillerslager Landstraße gelegenen Spargelhof mit einzigartigem Baumbestand befindet sich auch sein Tonstudio in dem seit den frühen 70er Jahren verschiedene Aufnahmen von Nachwuchsmusikern aufgezeichnet wurden. Stefan R. ist Freund und Vertrauter von Ernst Matthaei er regelt gerade den Nachlass. Ihm ist zu verdanken das „Original- Aufnahmen“ und Inventar jetzt zugänglich sind. Da auch der Urvater der deutschen Radio Comedy Hermann Hoffmann in den frühen 70er hier mal einen Kontakt hatte konnten Mitglieder des Verein „Sender Zitrone e.V.“ (Verein zur Pflege und Verbreitung seiner Werke) jetzt die Studiobänder und dasTonmaterial nach Werken mit Aufnahmen von Hermann Hoffman sichten und dadurch das Zitrone-Archiv um ein paarTonaufnahmen bereichern. Dort wo auch die ersten Schritte der Aufnahmen von Musikgruppen wie der High Life Skiffle Group begannen ist noch heute alles wie es damals war. Daher glich es einer Zeitreise als Bernd Boy nach vielen Jahren die Räume wieder betrat und sich spontan an Dinge erinnerte die ihm als Ereignisse der verbrachten Stunden in dem Tonstudio einfallen! So saß man z.B.nach Probeaufnahmen zu mehreren Skiffle-Titeln ganz entspannt in gemütlicher Runde beisammen und spielte noch einige Songs z.B.“Der Entertainer“ ( aus dem Fim „Der Clou“). Nicht nur das hatte Ernst Matthaei heimlich aufgenommen. Während die Band diesen Titel spielte, fiel plötzlich ein von Ernst akustisch erzeugter Schuss aus seiner Pistole, exakt an der Textstelle „… denn sonst trifft mich nochmal ein Schuss“. Alles wirkte so „echt“, dass die Musiker für eine Weile verdutzt waren und Günther Mühlhausen, der den Titel sang, doch kurzfristig seinen Text vergaß.Ernst hatte seinen Spaß, denn er hatte seinen „Streich“ natürlich vorher nicht mitgeteilt!
Kein Traum, aber Erinnerungen aus der eigenen Jugend werden wach zu dem was sich hier im Tonstudio von Ernst Matthaei vor rund 40 Jahren hier ereignete. Vieles hat sich mit der Zeit verändert, nicht aber der Raum in dem alles so blieb wie in den 70ern. Davon zeugt nicht nur die Tapete mit dem vertrauten 70er Jahre Muster auch die Bandmaschinen, eine Hammond-Orgel und eine der ersten elektrischen Orgeln seiner Zeit alles ist funktionstechnisch in einem gutem Zustand und betriebsbereit. Damals war alles hier hochmodern und „In“. Es war auch die Zeit als in Burgdorf noch was los war und „richtig“ Leben stattfand. Disco‘s wie das legendäre „Black Horse“ liefen, der Plattenverkauf boomte und Tonbandgeräte waren mehr als gefragt!
Claus-Wilfrid Rietzel (ehem. Toningenieur beim NDR) und Hermann Hoffmann’s Freund durfte sich beim Probehören der alten Bänder auf dem Telefunken-Bandgerät(M10A) wie zu Hause fühlen und seine erlernten Erfahrungswerte ausspielen! Gemeinsam mit Alfred Fleischhauer vom Vorstand des Vereins Sender Zitrone e.V. lauschte man akustischen Klängen der Bandaufnahmen zur Sichtung des Inhalts. Auch wenn die Zeit hier in den 70ern stehen geblieben ist, Technik und Ausstattung sind bestens erhalten. Eigentlich könnte man hier auch heute ungestört mit der Analog-Technik weiter produzieren. So aber bleibt die Erinnerung an eine tolle Zeit, wo man vieles noch von Hand gemeinsam schuf!
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