Jahreswechsel
Das alte Jahr
hat seine Koffer schon gepackt.
Ein Haufen schmutz`ger Wäsche
bleibt noch liegen.
Fürs nächste Jahr wird er verschnürt
und eingepackt
mit Resten ungetaner Dinge,
die fast wie Tonnen wiegen.
Das neue Jahr steht an der Tür,
so jung und frisch,
was daraus wird, das kann man heute
noch nicht sehen.
Vielleicht fegt es die alten Sachen
mal vom Tisch.
Hängt davon ab, in welcher Weise wir
mit ihm umgehen.
Hängt davon ab,
ob wir die Zeit
gedankenlos verprassen,
ob wir vom Geltungsdrang
und Fortschritt ganz besessen,
ob wir uns dann vom Stress
ganz unterkriegen lassen,
dabei uns selbst und
alle Freunde glatt vergessen.
Hängt davon ab,
ob wir Romantik und
Gefühle stets verdrängen
und glauben, was so viele
uns seit Jahren schon versprechen,
auch ob wir unaufhaltsam
unterliegen allen jenen Zwängen,
für die wir pausenlos und
stets auf Neue blechen.
Nun ja, wer hat wohl keine
Wünsche für die Zukunft offen.
Bescheidenheit ist selten,
doch wär sie wirklich angebracht,
denn jene, die von Neid und Gier
und Größenwahn betroffen,
sie haben auf der Welt
so manches Elend schon entfacht.
Fast bin ich’s müde,
Jahr für Jahr die gleichen
Wünsche auszusprechen,
wie auch die Friedenstaube,
die man ignoriert,
denn nichts hat sich geändert
an den Weltverbrechen.
Ohnmächtig schaut man zu,
was da passiert.
Hört auf, die Menschen,
Tiere und die Erde zu verletzen!
Lasst doch die Waffen schweigen,
seid nicht stur.
Hört auf, die Menschen
gegenseitig aufzuhetzen!
Besinnt Euch drauf,
dass alle wir ein Wunder der Natur.
Ruth-Ursula Westerop , 1927-2010
www.ruth-ursula-westerop.de