Aus der Kneipe auf die Bühne –Teil 1
Burgdorf/Steinwedel. Kreisstadt Burgdorf, in den 70er Jahren gab es viele Interessante und neue Entwicklungen. Ein Blick zurück auf diese Zeit ergibt dass die Südstadt ihr heutiges Aussehen erhielt mit allen Fehlplanungen und seitdem hat sich nicht mehr viel getan. Der vernachlässigte Stadtteil ist heute ein Sanierungsfall, die öffentlichen Gebäude verfallen und der Rubensplatz einst als moderne Einkaufspassage mit Gastronomie und Geschäften aller Art und in der Mitte ein Platz zum Sitzen im Freien war der Renner, heute reichen die wenige qm kleinen Läden den Märkten nicht mehr. Burgdorfs erstes Hochhaus indes beherbergt noch immer Ärzte sowie die Sparkasse und eine Apotheke im Erdgeschoß. Burgdorfs Altstadt hingegen hat schon mehrfach Federn lassen müssen.
Von dieser gemütlichen Altstadt und der damit verbundenen Atmosphäre ist heute nichts mehr übrig geblieben. Neben dem allgemeinen Kneipensterben hat die Politik in dieser Stadt ein Vielfaches zum Verfall der Innenstadt beigetragen. Künstlich versucht man heute Menschen anzulocken, die damals gern hier waren, wegen der einzigartigen Altstadtkneipen-Szene, der guten Unterhaltung und der handgemachten live Musik. Ohne den Anspruch auf Vollzähligkeit seien hier nur einige erwähnt, die in wenigen Metern voneinander entfernt (kurzer Fußweg) um das Wohl des Gastes bemüht waren.
Zur Kelle, Zum Mond, Beim Doktor, Stadtwappen, Alte Apotheke, das Kurhaus, Zum Brenner, Reglins, Cacky`s Tenne!
Begegnung in einer Kneipe
Lord Heinrich war eine dieser gemütlichen Treffpunkte der jungen Leute in der der Uhrmachermeister Klaus Thees mit seinem Teekistenbass die Stimmung machte, was hast du denn da für ein tolles Instrument sprach Bernd Boy (Verwaltungsbeamter) den Klaus an? Und der gab zur Antwort er wolle eine Skiffle-Band gründen. Dieses Kuriosum brachte den damals 24 jährigen Bernd Boy dazu sich mit einem Waschbrett an dem Vortrag zu beteiligen. Gesagt getan brauchte es noch jemanden der sich gut mit Skiffle auskannte und so kam Peter Fritz (Gitarre, Harp) auch Leadsänger dazu der die Jungs fachlich anlernte. So entstand aus einem nicht geplanten Zusammentreffen die High Life Skiffle Group.
An einem Montag im Herbst 1974, (natürlich einem Ruhetag) übte man in der Jazz-Pinte „Lord Heinrich“. Schon nach kurzer Zeit gesellten sich weitere Musiker wie Hans Danehl (Klavier), dessen Nachfolger Dieter Rös (Lehrer) , Dachdecker Günter Mühlhausen (Gitarre) sowie Holger Kawentel (Studium Elektrotechnik) mit Gitarre und Banjo dazu, die dann in einem kleinen Zelt auf dem Spitta Platz auftraten. Das Zelt war gerade Mal so groß das sich immer eine Handvoll Fans abwechselnd ins Zelt begeben musste um Nah dabei zu sein. Bei dem gerade erst ins Leben gerufenen Altstadtfest (ein Vorläufer des Oktobermarktes) spielten sie gemeinsam auf. Bernd Boy erinnert sich noch ganz genau, dass die sieben Titel die man kannte rauf und runter gespielt wurden, denn mehr war ja noch nicht vorhanden! Der Burgdorfer Oktobermarkt ist dann der Beginn einer langen Musikerkarriere mit Freundschaften die bis heute halten! Das ganze kam so gut an das weitere Auftritte im lokalen Raum folgten, unter anderem auch auf dem Altstadtfest in Hannover 1975 dem auch ein Titel gewidmet wurde. Die zunächst meist auf Englisch gesungenen Titel in Verbindung mit den typischen Musikinstrumenten und den passenden Musikern überzeugte schnell die Zuschauer und die Fangemeinde wuchs an.
Aufwändig gestaltete sich auch der Transport des Klaviers das auf der ersten Tournee in einen alten Bully mit Hochdach verladen wurde der mit offener Schiebetür fuhr!
Hermann Hoffmann und Highlife
Mit „Casey Jones“ (1977) gelang den Jungs ein erster Achtungserfolg .Die Musiker machten ihre Aufnahme dazu im Studio von Hermann Hoffmann der den Titel dann auch in seiner „Hier Sender Zitrone“ Sendung abspielte. Somit waren Sie erstmals auch im Radio zu hören!
Hermann Hoffmann hatte wiederum ein Interesse an allerlei Tonaufnahmen. Daraus entstand folgende Begebenheit! Klaus Thees (Uhrmachermeister) auch zuständig für die Turmuhr der St. Pankratius Kirche und dessen Wartung hatte Zugang. So begab man sich in einer heiteren Nacht zu einer Kirchturmbesteigung in die Höhe, mit dabei natürlich auch Kurt Singelmann seinerzeit Inhaber des „Blacky“ (der Discothek „Black Horse“). Dabei entstand eine nicht ganz nüchterne Aufnahme dieses Besuches. So hatte man auch in der Freizeit immer gute Laune und fand zueinander.
Nun ging es in die weite Welt!
Im Jahr 1980 entsteht die erste Langspielplatte LP „The High Life Skiffle Group“. Darauf unter anderem „ DEAD OR ALIVE“, „DÒNT YOU ROCK ME DADDY-O“ und „ Dicker“.
Mit dem Bus in die Städte über Oldenburg, Braunschweig, Wilhelmshaven, Wolfsburg, Bremen, Nienburg, Hameln, Groß Lessen auch nach Hamburg. Rundfunk und Fernsehen verbreiteten die “gute Laune Musik“ der High Life Skiffle Group im Land!
Sie waren nun inzwischen bundesweit auf Tour, unvergessen sind auch die Auftritte in der Berliner Scene-kneipe „Eierschale“ (1981) von dem es noch ein Original-Video auf „You -Tube“ zu sehen gibt. Heute noch immer ein Beweis der guten musikalischen Leistung die diese Gruppe auf der Bühne zeigen kann! Hier kann man aber schon heraus hören, welch enormer Aufwand es ist, neben dem Beruf auch noch auf Tour zu gehen, obwohl es einem Freude macht. Wie das mit Highlife-Skiffle weitergeht erfahrt Ihr hier im nächsten Teil!
Wer die Gruppe live hören will, wendet sich an
Bernd Boy.
Quellen: Text: R. Vandrey, Bildmaterial: Bernd Boy
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